Buchbesprechung – Selbsthilfeliteratur #5 Perfektionismus und Fehlerkultur

Lesedauer: 3 Minuten

Aus der kleinen Bibliothek der Tagesklinik für Frauen des Wahrendorff Klinikums in Ilten

Warum sind Selbsthilfebücher wichtig? Sie sind in der Lage, den Betroffenen leicht zugängliche Informationen über ihre Erkrankung und deren Behandlung zu vermitteln. Auch die Angehörigen sollen aufgeklärt werden. All das kann dazu dienen, mehr Verständnis für die entsprechende Problematik zu bekommen und die immer wieder vorkommende Ausgrenzung der Betroffenen verringern.

Julia Schneider und Anna Lisicki-Hehn: Mia & Mama machen Marmelade, tredition, Hamburg, 2021

„Aus Fehlern wird man klug, deshalb ist einer nicht genug.“

Dieser einfache Reim einer klugen Lehrerin hat meine Kinder durch die Grundschulzeit begleitet. „Aus Fehlern wird man klug……“, das wissen wir doch eigentlich alle und dennoch gehen wir mit uns, wenn wir Fehler machen, überhaupt nicht so um, als hätten wir gerade etwas richtig Gutes und für uns Wichtiges geleistet. Im Gegenteil, wir hadern und schimpfen innerlich mit uns, fordern noch mehr Perfektion oder bestrafen uns schlimmstenfalls dafür, dass wir etwas falsch gemacht haben. Fatal wird es dann, wenn Menschen aus Angst vor Fehlern damit aufhören, etwas Neues auszuprobieren, sich an keine Herausforderung mehr heranwagen und sich mehr und mehr in ihrem Leben einschränken.

In dem liebevoll illustrierten Kinderbuch „Mia & Mama kochen Marmelade“ geht es um den konstruktiven Umgang mit Fehlern und Missgeschicken. Mia und ihre Mutter machen sich das erste Mal im Leben daran, selbst Erdbeermarmelade zu kochen. Und dann geht alles schief. Mia vergisst, die köchelnden Erdbeeren umzurühren, alles brennt an und stinkt fürchterlich. Aber zum Glück ruft gerade als Mama schon losschimpfen will und Mia beginnt, sich lautstark zu beschweren, dass Mama ja auch nicht aufgepasst hat, Opa an. Durch die kurze Unterbrechung gelingt es Mia und Mama einmal tief durchzuatmen, sich gegenseitig zu trösten und einen zweiten Versuch zu starten; ganz nach dem Motto „Aus Fehlern wird man klug.“ Diesmal klappt es schon besser, aber am Ende ist die Marmelade doch ganz anders als die von Opa und irgendwie so flüssig. Doch Mia und Mama machen das Beste daraus. Statt sich gegenseitig zu beschimpfen oder herunterzumachen, wird aus der flüssigen Marmelade eine leckere Cocktailzutat und die beiden genießen statt Marmeladenbrot einen leckeren Erdbeercocktail. Und beim nächsten Versuch wird’s dann bestimmt auch richtige Marmelade.

Das Buch zeigt Kindern aber auch Erwachsenen, dass Fehler etwas ganz Normales sind und wir als Mensch trotz Fehler und Schwächen total in Ordnung sind, dass es wichtig ist, Neues auszuprobieren und dass dabei eben nicht immer alles sofort glatt geht und dass es hilft und viel Spaß machen kann, zusammen mit anderen nach Lösungen zu suchen.

„Fehler gehören zum Leben dazu – genauso wie Erdbeeren zum Sommer.“