Buchbesprechung – Selbsthilfeliteratur #1 Depression

Lesedauer: 3 Minuten

Aus der kleinen Bibliothek der Tagesklinik für Frauen des Klinikums Wahrendorff in Ilten

Warum sind Selbsthilfebücher wichtig? Sie sind in der Lage, den Betroffenen leicht zugängliche Informationen über ihre Erkrankung und deren Behandlung zu vermitteln. Auch die Angehörigen sollen aufgeklärt werden. All das kann dazu dienen, mehr Verständnis für die entsprechende Problematik zu bekommen und die immer wieder vorkommende Ausgrenzung der Betroffenen verringern.

Matthew Johnstone: Mein schwarzer Hund. Wie ich meine Depression an die Leine legte. Kunstmann Verlag München 2016 (11. Auflage).

Viele depressiv Erkrankte tun sich schwer, ihre Erkrankung begrifflich zu „fassen“. Früher energiegeladene Menschen können sich auf einmal zu nichts mehr aufraffen und ehemalige Frohnaturen denken nur noch negativ. Wie kam es dazu? Matthew Johnstone, ein Betroffener, führt in seinem leicht lesbaren und kurzen „Bilderbuch für Erwachsene“ an dieser Stelle den „Schwarzen Hund“ ein. Der „Schwarze Hund“ versinnbildlicht die Depression. Wenn der „Schwarze Hund“ im Leben des Autors auftaucht, leidet dieser unter den verschiedenen Symptomen einer depressiven Verstimmung. Mit anschaulichen Bildern und wenig Text zeigt Matthew Johnstone sehr konkret, wie die Depression sein Leben belastet und negativ verändert Ein wesentlicher Gesichtspunkt ist auch, dass er immer wieder versucht, den umfassenden Einfluss des „Schwarzen Hundes“ auf seinen Leben vor seinen Mitmenschen geheim zu halten, was seine Probleme vergrößert, anstatt sie zu verringern.

Die Bedeutung des „Schwarzen Hundes“ wird immer größer, bis Matthew Johnstone beschließt, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es bezeichnet diese Entscheidung als „wichtigen Wendepunkt“ in seinem Leben. Er beschreibt die große Bedeutung von Psychotherapie, aber auch von systematischer Entspannung, regelmäßigem Sport und dem Führen eines Gefühlstagebuchs zur Bekämpfung der Depression. Am Ende des Buches betont er, dass es besser ist, sich seinen Problemen zu stellen als ihnen auszuweichen, wozu auch gehört, gezielt andere einzuweihen. Es ist Matthew Johnstone gelungen, den „Schwarzen Hund“ unter anderem mit Ausdauer, Einsicht und Humor zu zähmen. Damit erläutert er auch den Untertitel „Wie ich meine Depression an die Leine legte“.

Viele Betroffene glauben tatsächlich, es gäbe außer ihnen keinen niemanden auf der Welt, der an einer Depression erkrankt ist. Für diese ist es eine große Erleichterung, wenn sie erfahren, dass das nicht der Fall ist.

Das Buch von Matthew Johnstone macht deutlich, Depression ist eine Erkrankung, die viele Menschen betrifft. Erkrankte wie Angehörige können durch die Lektüre des Buches lernen die Depression als Erkrankung besser zu verstehen und unzutreffende Vorurteile in Frage zu stellen. Das kann idealerweise dazu führen, dass die depressiven Menschen genau da wieder hinkommen, wo sie berechtigterweise hingehören, nämlich in die Mitte der Gesellschaft!