Einsatz von Therapiebegleithunden in der Psychotherapie

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Die Forschung beschreibt eine Vielfalt von Wirkungen, die der Kontakt zu Hunden haben soll: positive Gesundheitseffekte, die Förderung sozialer Interaktion, Erhöhung der Empathie, die Reduktion von Angst und Stresserleben, die Förderung von Ruhe, Vertrauen und positiver Stimmung.

Gerd Ganser führt in seinem Buch „Hundegestützte Psychotherapie“ [1] aus, dass die Bindungsforschung einen möglichen Erklärungsansatz bietet:

Im Kontakt mit einem Hund kann also eine Bindungsreaktion ausgelöst werden. Untersuchungen zeigen, dass das Streicheln, sich kümmern und spielen mit dem Hund zu einer erhöhten Konzentration des Bindungshormons Oxytocin führten.

Da wir in unserem Berufsfeld vielfach mit Klientinnen und Klienten zu tun haben, die einen unsicheren Bindungsstil haben, kann dies ein großer Vorteil sein. Menschen mit unsicherem Bindungsstil haben

häufig Bindungsverletzungen durch andere Menschen erfahren – oftmals jedoch nicht durch Tiere. Nähe zu Tieren, insbesondere Hunden, kann daher zunächst häufig leichter zugelassen werden.

Wichtig zu erwähnen ist, dass hier von einem guten Kontakt zwischen Klientin oder Klient und Hund ausgegangen wird, was voraussetzt, dass der Hund menschenfreundlich und sicher Nähe akzeptiert, genießt und daher sogar anbietet. So kann tatsächlich eine wohltuende und entspannende Wirkung des Tierkontakts entstehen [2].

Dies können wir auch bei den von uns eingesetzten Tieren in Bereich Wohnen beobachten und nutzen daher die Wirkung der speziell ausgewählten und ausgebildeten Therapiebegleithunde in verschiedenen Bereichen.

Im Wohnbereich für Frauen mit Traumafolgestörungen ergänzt schon seit einigen Jahren die Retriever-Hündin May das Team in der Therapie. Sie ist als Therapiebegleithündin ausgebildet und hat unter anderem den Wesenstest des Deutschen Retriever Club (DRC) souverän bestanden. Aktivierende tiergestützte Interventionen („jog the dog“ und „walk the dog“) sind fest im Wochenplan verankert. May ist jedoch auch immer wieder in Gesprächssituationen dabei. Manchmal liegt sie nur auf ihrer großen Decke unter der Treppe des Wohnbereichs. Viele der Frauen setzen sich dann gerne dazu. Der bloße Anblick der schlafenden und dabei regelmäßig atmenden Hündin beruhigt sie häufig und mindert Angst- und Anspannungszustände. Mit ihrer 6-jährigen Erfahrung hat May eine Antenne dafür, wie es den Frauen gerade geht. Auf Traurigkeit, Anspannung und Angst reagiert sie feinfühlig und mit Zuwendung. Sie geht aber auch weg, wenn sie genug hat oder gereizte Stimmung spürt. Ein sicherer Hund kann ein gutes Modell sein für gesundes Abgrenzungsverhalten. Viele der Bewohnerinnen genießen den engen Kontakt zu May, obwohl sie die Nähe von Menschen oft nur schwer zulassen können.

Seit Sommer 2022 ergänzt zudem ein geprüftes Therapiehundeteam einen weiteren Wohnbereich. Rüde Pablo, dem in der Prüfung ein freundliches Wesen und eine ruhige Ausstrahlung attestiert wurde, unterstützt seine Besitzerin geduldig im Dienst.

Ein weiterer Aspekt, den ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen möchte: die Integration eines Hundes in den therapeutischen und/oder Betreuungs-Alltag führt zu unzähligen erheiternden Momenten – für Bewohnerinnen und Bewohner sowie das Personal. Auch Ganser beschreibt, dass ein beziehungsorientiert ausgebildeter Hund der seine Hunde-Bedürfnisse ausdrücken und sich frei fühlen kann, hohe soziale Intelligenz zeigt [3] und eine Menge eigener Ideen einbringen kann. Wir können das an dieser Stelle bestätigen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten, verbundenen Start in das neue Jahr mit genug Momenten der Leichtigkeit und des Lachens in diesen besonderen Zeiten.

Literatur:

[1] Ganser, G. (2017). Hundegestützte Psychotherapie. Einbindung eines Hundes in die psychotherapeutische Praxis. Stuttgart: Schattauer
[2] ebd., Seite 11
[3] ebd., Seite 171